Moria

Menschenunwürdige Zustände in den Flüchtlingslagern Griechenlands

Seit Jahren unterstützt der Verein Solingen hilft e.V. geflüchtete Menschen in Griechenland mit humanitärer Hilfe. Jetzt war das Solingen hilft-Team erneut vor Ort auf der griechischen Insel Lesbos und in Athen. „Die Lage der Menschen ist katastrophal. Derzeit sind die Augen der Öffentlichkeit auf andere Regionen der Welt gerichtet, aber hier im Nachfolgelager von Moria haben sich die Zustände weiter massiv verschlechtert“, berichtet Dr. Christoph Zenses, 1. Vorsitzender von Solingen hilft.

Im Nachfolge-Lager von Moria sind die Geflüchteten in völlig überfüllten Containern untergebracht.

„Vom Hügel oberhalb des Camps reihen sich die weißen Container und Zelte ordentlich auf der Landspitze aneinander. Von hier aus kann man die Zustände kaum erahnen. Aber das Lager auf Lesbos ist aktuell mit 4500 Menschen völlig überbelegt. Fast alle Hilfsorganisationen mussten das umzäunte und eigentlich provisorische Lager auf Anordnung der Behörden verlassen,“ erklärt Dr. Zenses.

Das Lager auf Lesbos ist aktuell mit 4500 Menschen völlig überbelegt. Fast alle Hilfsorganisationen mussten das umzäunte und eigentlich provisorische Lager auf Anordnung der Behörden verlassen.

Dr. Christoph Zenses und Dr. Werner Klur auf Lesbos.

Deshalb gibt es kaum noch medizinische Hilfe, niemand repariert die völlig unzureichenden, maroden Sanitäranlagen sowie defekte Heizungen in den Containern. Inzwischen müssen sich oft drei Familien mit bis zu 16 statt der acht vorgesehenen Personen einen Container teilen. Die zusätzlich aufgebauten Großzelte beherbergen so viel Menschen, dass es nicht für jeden eine Matratze gibt. Da die Belegung so eng ist, werden die Betten bei einem Wechsel weder desinfiziert noch gibt es frische Laken, so hat sich Krätze massiv ausgebreitet. Die Menschen erhalten nur einmal täglich ihre Essensration, die alle Mahlzeiten abdecken soll. Die Bewohner berichten, dass es zu wenig ist und von schlechter Qualität, Trinkwasser fehle und Nahrung für Babys oder Hygieneprodukte sind Fehlanzeige.

Solingen hilft unterstützt die Arbeit der Selbsthilfeorganisation Moria White Helmets im Camp. Hier werden Geflüchtete selbst aktiv, bieten Sprachunterricht an, erledigen Reparaturen, haben selbst einen Friseursalon aufgebaut und eine Nähstube. „Hilfe zur Selbsthilfe und die Erfahrung, dass man selbst aktiv werden kann, ist uns besonders wichtig“, betont Dr. Zenses.


Dr. Werner Klur beschreibt, wie es weitergeht, wenn man die Inseln verlassen darf: „Diese in Europa unvorstellbaren Zustände setzten sich nach dem Transfer der Menschen auf das griechische Festland fort. Die Lager rund um Athen sind ebenfalls überfüllt, es gibt keine medizinische Versorgung und 30 Tage nachdem die Menschen ihre Anerkennung und die Papiere erhalten haben, werden sie komplett sich selbst überlassen. Keine Hilfe bei der Suche nach Arbeit, Wohnung, medizinischer Hilfe, Sprachkurs, Schule für die Kinder, kein Geld.“

Die Lager rund um Athen sind ebenfalls überfüllt, es gibt keine medizinische Versorgung und 30 Tage nachdem die Menschen ihre Anerkennung und die Papiere erhalten haben, werden sie komplett sich selbst überlassen.

Wie angespannt die Lage aktuell ist, beschreiben die von Solingen hilft unterstützten Helfer von Medical Volunteers International (MVI Moritz Lüchinger): „Alle Camps sind so überfüllt, dass die Menschen, die in Athen ankommen, auch mitten in der Stadt auf dem Victoria Platz im Freien übernachten. Wir mussten uns unter anderem um Familien mit kleinen Kindern, eine hochschwangere Frau und um eine blinde, demente Seniorin kümmern, die dort gestrandet waren.“


Wie auf Lesbos sind die Menschen auch in Athen ausschließlich auf private Hilfsorganisationen angewiesen. Solingen hilft finanziert medizinische Hilfe für die Menschen, die in den Camps oder später in leerstehenden Häusern leben. Mit MVI und der Organisation ‚One heart‘ gelingt es, monatlich mehreren hundert Menschen die notwendigen Medikamente und Behandlungen zu ermöglichen. Darüber hinaus werden mit den Solinger Spenden Babynahrung, Hygieneartikel und Mittagessen finanziert. „Im von uns unterstützen Khora Social Center sehen wir, dass die Menschen neben der warmen Mahlzeit auch Herzenswärme bekommen. Bei unserem Besuch saßen griechische Senioren, Obdachlose und Geflüchtete zusammen, ein Besucher spielte Gitarre. Eine Nähstube, Malsachen und ein neues Angebot für Kinder geben den Menschen Halt und Hoffnung. Diese Privatinitiativen, die ganz nah dran ist an den Menschen, die wollen wir mit Solingen hilft stärken. Das ist gezielte, effiziente und menschliche Hilfe“, so Barbara Eufinger, 2. Vorsitzende von Solingen hilft.


Mit Hilfe der Solingerinnen und Solinger will Solingen hilft die Not der Menschen weiter lindern. Neben der Unterstützung auf Lesbos und Athen ist Anfang November der inzwischen 27. Transport mit Hilfsgütern in die Ukraine gestartet. Solingen hilft setzt auf die direkten und persönlichen Kontakte zu den Aktiven vor Ort, so dass die Hilfe zielgenau vor Ort ankommt.