Moria

„Solingen hilft“ setzt sich für Geflüchtete in Athen ein

Die Lage der geflüchteten Menschen in Athen zu verbessern, ist ein Ziel von Solingen hilft. Dr. Werner Klur war Ende Oktober für eine Woche vor Ort, um die Arbeit zu unterstützen, Menschen zu untersuchen und sich ein Bild von der Lage der Geflüchteten in Athen zu machen.

Neben der medizinischen Hilfe auf der Insel Lesbos wird in Athen eine Krankenstation für chronisch Kranke unterstützt. Die NGO Kitritinos Hellas – unser Partner in Griechenland ­– hat in diesem Sommer alle erforderlichen Lizenzen für die Einrichtung in Athen erhalten und seit Juli versorgen ein Arzt und ein Krankenpfleger von Montag bis Freitag chronisch kranke Geflüchtete. Täglich werden vom griechischen Arzt Dimitris in der Praxis 10-12 Patienten mit chronischen Erkrankungen behandelt. Krankenpfleger Theo unterstützt bei Administration und Betreuung.


Beide sind sehr gründlich und nehmen sich Zeit für die Bedürfnisse und Nöte der Patient:innen. Der Bedarf für die medizinische Betreuung chronisch kranker Hilfebedürftiger ist riesig in Athen. Die Krankenstation ist die einzige ihrer Art, die Arbeit ist professionell und es gibt ein gutes Netzwerk mit den örtlichen Krankenhäusern“, erklärt Dr. Werner Klur.

Dem Solinger Mediziner sind Menschen aus vielen Nationen mit unterschiedlichsten Erkrankungen begegnet. Diabetes, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, all das erfordert dauerhafte Betreuung, Teststreifen und Medikamente. Das griechische Gesundheitssystem greift hier nicht, da dort nur akute Notfälle versorgt werden. Bei seinem Besuch erkennt er allerdings auch einen bösartigen Schilddrüsentumor bei einer Patientin und erlebt verzweifelte Menschen, die unter diversen Störungen leiden, die sonst nirgendwo in Athen untersucht oder behandelt werden.


Die Unterstützung hier in Athen ist für uns auch eine Frage der Menschenwürde. Jeder sollte in der EU zumindest das Recht haben, dass seine Erkrankungen behandelt werden und auch die lebensnotwendigen Medikamente zur Verfügung gestellt werden“, so Dr. Klur.

Neben der medizinischen Hilfe besucht Dr. Klur die Plätze in Athen, an denen sich die geflüchteten Menschen treffen. Am Victoria-Platz kommt er mit jungen Menschen ins Gespräch. Die Geschichten ähneln sich. Seit 2019 sind Mohammed und Sonja in Griechenland. Geflüchtet mit ihren Familien über die Türkei und dann mit dem Schlauchboot nach Lesbos. Von Moria ging es dann nach Thessaloniki. Nach wenigen Wochen Unterstützung durch den griechischen Staat, wurde diese sofort beendet, nachdem sie gültige Papiere erhalten hatten. Seitdem haben sie kein Geld oder eine Arbeit erhalten. Nur durch private Vereine kann Sonja zum Beispiel den Englischunterricht besuchen. Beide haben keine richtige Perspektive in Griechenland und wissen nicht genau, wie ihr Leben sich entwickeln wird. „Dennoch wirken sie ausgeglichen und sind sehr aufgeschlossen“, stellt Dr. Klur bewundernd fest.


Der Versuch, das Flüchtlingslager Eleona zu besuchen und die Menschen dort auf die medizinische Hilfe aufmerksam zu machen, scheitert. Der Zugang wird dem Mediziner verwehrt, das Camp soll in Kürze einem neuen Fußballstadion weichen, die Menschen werden „weitergereicht“ in andere Lager, wie Camp Ritsona, weit ab von der Stadt – ohne Hoffnung oder Perspektive.


Beindruckt ist Dr. Klur vom Engagement des Leiters von Khora. Alee versucht, den Menschen Würde und Hoffnung zu geben. Der Khora Free Shop verteilt täglich an rund 100 Bedürftige kostenlos Kleidung und Hygieneartikel. Solingen hilft unterstützt hier mit der Finanzierung von Seifen und Hygieneartikeln, die unglaublich gefragt sind. Alee ist super organisiert, jede Ausgabe wird dokumentiert und er stimmt sich mit anderen Free Shops ab, so dass eben möglichst viele Menschen etwas erhalten.


Der Krieg in der Ukraine hat das Spendenaufkommen drastisch geschmälert. Dennoch ist der kleine Laden gut mit Artikeln gefüllt, viele Sachspenden kommen auch von Athener Bürgern, bei denen Alee nach mittlerweile sechs Jahren Arbeit bekannt ist. Seine Persönlichkeit, Ausstrahlung und freundliche Erscheinung sowie sein Spirit für die Sache erleichtern ihm sein Tun. Die Khora Social Kitchen kann aktuell nur noch an zwei Tagen pro Woche rund 400 Mahlzeiten verteilen, vor einem Jahr waren es an fünf Tagen täglich über 1000 Mahlzeiten. Khora bietet darüber hinaus Beratung bei Asylanträgen. Acht ehrenamtliche Helfer:innen unterstützen die Menschen in allen rechtlichen und bürokratischen Fragen. „Die vielen Kontakte und der Austausch mit anderen NGO garantieren eine effiziente und gut strukturierte Hilfe“, ist sich Dr. Klur sicher.


Die vielen Kontakte mit Geflüchteten, Helfer:innen und Medizinern zeigen, wie wichtig es ist, die Menschen, die in Athen gestrandet sind, zu unterstützen.

Wir haben den Aktiven von Kitrinos Hellas unsere Unterstützung für die medizinische Versorgung der Menschen in Athen und auf Lesbos weiter zugesagt. Auch wenn wir nicht wissen, wie sich die Lage verändert, werden wir die Menschen dort nicht vergessen und uns flexibel auf neue Herausforderungen einstellen. Die Aktiven vor Ort beeindrucken und motivieren uns mit ihrer Beharrlichkeit und Wärme. Die Menschen brauchen uns im Camp Moria und in Athen, deshalb machen wir verlässlich weiter“, zieht Werner Klur ein positives Fazit seiner Reise.